Antwort auf das Schreiben der SPD-Taucha vom 10.01.20221 (1)
Sehr geehrter Herr Kreyßig, sehr geehrter Herr Heinzerling,
vielen Dank für Ihr Schreiben vom 10.01.2022. Wir freuen uns, dass es öffentliches Feedback aus der Lokalpolitik zu unserer Initiative zum Erhalt des ehemaligen HASAG-Gebäudes in Taucha (2) gibt! Außerdem versuchen wir der Einladung zum 25.02.2022 zu folgen. Trotzdem möchten wir bereits kurz inhaltlich reagieren:
- Wir sind für den Erhalt des Bestandsgebäudes UND ein „modernes Ärzt*innenhaus“ für Taucha. Streitpunkt sind für uns hinsichtlich der aktuellen Planung vor allem die Platzierung und ggf. Anzahl der Abstellflächen für Kfz. Im persönlichen Gespräch mit Herrn Simon hatte dieser festgestellt, dass die Parkplätze im Prinzip auch anders angeordnet werden könnten und eine gewisse Flexibilität in der Anordnung möglich wäre. Ansonsten gilt unserer Ansicht nach,
wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Wenn man den Erhalt des Bestandsgebäudes voraussetzen würde, fände sich sicherlich eine kompatible Planungsvariante. Für uns steht also nicht Erinnerungskultur gegen moderne medizinische Versorgung. Vielmehr geht es doch “lediglich” um das Thema Parkplätze, wofür sich sicherlich kreative Lösungen finden ließen.
2. Wir treten für den Erhalt des Gebäudes ein, ganz unabhängig von der zukünftigen Nutzung. Die Denkmalschutzbehörde prüft nach unserem Wissen aktuell noch, ob das Gebäude unter Schutz gestellt wird.
3. Natürlich soll nicht das Gebäude/Grundstück zum ÖPNV wandern, sondern der ÖPNV zum Gebäude/Grundstück. Anschluss an den ÖPNV kann ja auch bedeuten, das Grundstück an den ÖPNV anzubinden, bspw. mit der Erweiterung bestehender Buslinien.
(1) https://spdtaucha.de/2022/01/12/spd-stellungnahme-neues-aerztehaus/
(2) https://saft.noblogs.org/post/2021/11/30/update-offener-brief-kein-abriss-des-ehemaligen-hasag-gebaeudes-in-taucha/
4. Im Gespräch mit der WOTa wurde deutlich, dass ein Bedarf an Räumlichkeiten für Initiativen, Vereine, Beratungsangebote gesehen wird, warum dann nicht nutzen bzw. zur Verfügung stellen, was schon/noch steht. Die Sanierungskosten müsste ja nicht unbedingt die Kommune tragen. Denkbar wäre ja auch ein langfristige Pachtverhältnis mit einem Verein o.ä., der sich um die Verwaltung, Sanierung und Instandhaltung kümmert. Vorbilder gibt es da genug.
5. Die nationalsozialistische Vergemeinschaftung auch via Kultur und „Gefolgschaftspflege“ in Abgrenzung zum Ausschluss der Zwangsarbeiterinnen, welche in Taucha überwiegend aus Polen & der Sowjetunion stammten, Jüdinnen und Sintizze & Romanja bzw. Kriegsgefangene waren, war elementarer Bestandteil der NS-Ideologie und Arbeitsorganisation (3). Dass das Gebäude
höchstwahrscheinlich nicht, wie in der ersten Version des Offenen Briefes behauptet, das Verwaltungsgebäude der lokalen HASAG-Werke war, sondern als “Gefolgschaftshaus” und Betriebsküche genutzt wurde, hatten wir, in der Ihnen am 15.12.2021 per eMail zugesandten aktualisierten Version vom 30.11.2021, bereits berücksichtigt.
6. Ein weiterer Erinnerungsort würde die Tauchaer Erinnerungskultur ergänzen und mit einer anderen Qualität bereichern und nicht Bisheriges ersetzen. Wir sehen, dass in Taucha verschiedene Akteur*innen seit Jahren eine lokale Erinnerungskultur gestalten. Daran würden wir gerne gemeinsam anknüpfen.
Außerdem wären wir unbedingt noch an historischen Quellen zum Gebäude interessiert. Falls Sie da noch Empfehlungen oder Zugriff haben, wären wir und sicherlich auch Martin Clemens Winter (https://hasagpuzzle.hypotheses.org) dankbar für eine Information.
Mit Solidarischen Grüßen
Klaus-Dieter Jacob & Daniela Pörtzel
Vorstand SAfT e.V. – Solidarische Alternativen für Taucha